Stefanie Rabatsch, geb. Isak

Es gibt einen ganz kleinen Videoausschnitt von Stefanie von 1975, indem sie über den Brief ihres Verehrers Adolf berichtet, zu finden auf YouTube unter diesem Link [Original ZDF] …

Geheimnisse des Dritten Reichs – Hitler und die Frauen

zu finden ab 2 Minuten 56 Sekunden Laufzeit …


Diese Geschichte spielt in Urfahr, einer kleinen Gemeinde an der Donau, die heute ein Teil von Linz, der Hauptstadt Oberösterreichs ist. Erwähnt in zeitgenössischen Dokumenten seit 1492, war es zu dieser Zeit (1882 – 1919) eine unabhängige kleine Stadt, mit der Hauptstadt durch eine Holz- und nach 1872 durch eine Eisenbrücke verbunden.

Hauptstraße um 1900

Wenn wir Adolf Hitlers seltsame Persönlichkeit betrachten, die wir in den vorhergehenden Artikeln kennengelernt haben, kann es uns nicht groß überraschen, dass er seine Beziehung zu dem Mädchen, das er durch seine ganze Pubertät in Linz vergötterte – Stefanie Rabatsch née Isak (28. Dezember 1887 bis in die 1970er Jahre) – ausschließlich auf eine Form der übersinnlichen Telepathie beschränkte. Soweit wir wissen, sprach niemals auch nur ein Wort mit ihr, aber schwatzte über sie ausführlich mit seinem Jugendfreund August Kubizek .

Kubizek berichtet in seinen Erinnerungen: „Eines Abends im Frühjahr 1905, als wir unseren üblichen Spaziergang machten, packte Adolf meinen Arm und fragte mich aufgeregt, was ich über dieses schlanke blonde Mädchen dächte, das entlang der Landstraße zu Fuß Arm in Arm mit ihrer Mutter unterwegs war. “Ich bin verliebt in sie, weißt Du?”, fügte er entschlossen hinzu.

Aber Adolf lehnte es ab, sich ihr zu nähern und erzählte August, er würde das “morgen” tun. In der Zwischenzeit schickte er seinen Freund auf eine Aufklärungsmission über Stephanie. Kubizek konnte bald berichten , dass sie aus einer gutbürgerlichen Familie kam, in Urfahr lebte, ihr Vater vor seinem Tod ein Beamter gewesen war , und bestätigte, dass sie „ein vornehm aussehenden Mädchen, groß und schlank, war. Sie hatte dickes blondes Haar, das sie meistens zurückgekämmt in einem Knoten trug. Ihre Augen waren sehr schön“ .

Alte Postkarte

Jeden Abend schlenderte sie, am Arm ihrer Mutter, durch die Linzer Landstrasse, wo die jungen Mädchen durch die Schaufenster hindurch mit den jungen Männern, die sie umkreisten, Blicke wechseln konnten, mit den Wimpern flattern oder versehentlich ein Taschentuch fallen lassen.

„Viele Gesellschaften kennen Formen der organisierten aber inoffiziellen Balz, wie den spanischen Paseo – im Prinzip Concourses d’Elegance – und das kaiserliche Österreich hatte daraus eine Wissenschaft gemacht. Auch heute noch präsentieren sich, wie beim jährlichen Wiener Hofball, die Debütantinnen der besseren Familien in der Gesellschaft mit viel Getue und weißen Rüschen auf der ehemaligen königlichen Tanzfläche. Adolf war jedoch nicht der Mann , seine Sehnsucht direkt anzusprechen; er wies darauf hin , dass er Stephanie nie vorgestellt worden war.

Als August, in einem plötzlichen Anfall von praktischem Gedankengut vorschlug, dass eine offizielle Vorstellung die Angelegenheit beschleunigen könnte, kniff Adolf. ‚Was soll ich sagen, wenn die Mutter meinen Beruf wissen will?‘ Ja, was konnte er sagen? Dass er ein arbeitsloser Maler oder Architekt sei, ein Landei, im Vergleich zu den jungen Männern, die Stefanie umkreisten – Offiziere oder Erben von Geschäften oder Fabriken?

Adolf Zustand war jedoch ernst. Nicht nur, dass er an einem akuten Anfall von jugendlicher Verehrung eines hübschen Paares Beine und eines wohlgeformten Busens litt; Gustls Bericht zufolge entwickelte er sofort eine Neurose. Sein Sinn für Realität, die sowieso nicht seine starke Seite war, verließ ihn vollständig. Er lehnte es ab, mit ihr zu sprechen, oder einen Brief zu schicken; nie winkte er ihr zu, wenn er sie auf der Straße sah; er begrenzte seine Anstrengungen auf die Aussendung sehnsüchtig fragender Blicke. „

the little drummer boy, Seite 199 f.

Doch dann, eines Tages, geschah das Wunder. Gustl berichtet:

“Der glücklichste Tag seines Lebens für Adolf kam im Juni 1906, und ich bin mir sicher, dass er so deutlich in seinem Gedächtnis geblieben ist, wie es bei mir der Fall war. Der Sommer näherte sich und in Linz fand ein Blumenfest statt. Wie üblich wartete Adolf mit mir außerhalb der Karmeliterkirche, wohin ich jeden Sonntag mit meinen Eltern zu gehen pflegte; danach nahmen wir unseren Stand beim Schmiedtoreck ein. Dieser Ort war sehr günstig, da die Straße hier schmal war und die Wagen des Festumzugs ganz in der Nähe des Bürgersteigs passieren mussten. Die Blaskapelle des lokalen Regiments führte eine Reihe von blumengeschmückten Wagen an, von denen junge Mädchen und Damen den Zuschauern zuwinkten.

Der Ort des Wunders – die Landstrasse am Schmiedtoreck

Aber Adolf hatte weder Augen noch Ohren für irgendetwas davon; er wartete fieberhaft auf Stefanies Erscheinen. Ich hatte schon die Hoffnung, sie zu sehen, aufgegeben, als Adolf meinen Arm ergriff – so heftig, dass es weh tat. In einem hübschen Wagen sitzend, geschmückt mit Blumen, bogen Mutter und Tochter in die Schmiedtorstrasse ein. Ich habe das Bild immer noch klar in meinem Kopf.

Die Mutter, in einem hellgrauen Seidenkleid, hielt einen roten Sonnenschirm über den Kopf, durch den, wie durch Magie, die Strahlen der Sonne einen rosigen Schimmer über das Gesicht von Stefanie zu werfen schienen, die einen hübsche Seidenkittel trug. Stefanie hatte, anders als die meisten, ihren Wagen nicht mit Rosen geschmückt, sondern mit einfachen, wilden Blüten – roten Mohnblumen, weißen Margariten und blauen Kornblumen. Sie hielt ein Bündel davon in die Luft.  Jetzt war der Wagen ganz nah an uns. Adolf fühlte sich schwerelos. Nie zuvor hatte er Stefanie so bezaubernd gesehen. Jetzt fiel ihr heller Blick auf Adolf. Sie schickte ihm ein strahlendes Lächeln und, eine Blume aus ihrem Sträußchen pflückend, warf sie ihm sie zu.

Schmiedtoreck, gezeichnet von Hitler

Nie wieder habe ich Adolf so glücklich gesehen wie in diesem Moment. Als der Wagen vorbei war, schleppte er mich beiseite und betrachtete mit Rührung die Blumen, dieses sichtbare Versprechen ihrer Liebe. Ich kann immer noch seine Stimme hören, zitternd vor Aufregung, ‚Sie liebt mich! Du hast es gesehen! Sie liebt mich!'”

Was hielt Stephanie davon?

Franz Jetzinger konnte im Verlauf seiner späteren Nachforschungen das Blumenfestkomitee aufspüren, fand Stefanie in ihren Akten und kontaktierte sie. Die Liebesgöttin hatte schließlich einen der Offiziere geheiratet, und zeigte eine beträchtliche Überraschung, über einen Jungen interviewt zu werden, an den sie sich kaum erinnerte, und erklärte, keine Ahnung von des jungen Mannes Verliebtheit gehabt zu haben. Aber nach einiger Zeit erinnerte sie sich ein kleines, aber lehrreiches Detail: in diesem Sommer hatte sie einen Brief von einem Bewunderer erhalten, der ihr nicht nur seine unsterbliche Liebe erklärte, sondern auch schrieb, dass er an der Akademie der Künste in Wien studieren wollte. Nach seinem Abschluss würde er nach Linz zurückkehren und sie um ihre Hand bitten. Leider war der Brief nicht unterzeichnet, und so hatte sie des Verehrers Identität nie erfahren.“

the little Drummer boy, Seite 203

Wie es vielleicht zu erwarten war, haben einige „Psychohistoriker“ Boden für ausufernde Spekulationen basierend auf ihrem Geburtsnamen, Isak, gefunden – dass die zum Scheitern verurteilte Liebesaffäre eine oder die Ursache von Hitler Antisemitismus war. Zum Pech für die Theorien war Stefanie nicht jüdisch (es gab keine jüdische Kolonie in Linz und ihr Vater, der ein höherer Regierungsbeamter war, hätte das nicht werden können, wäre er Jude gewesen); außerdem war Hitler zu dieser Zeit sicher noch kein Antisemit – daher fällt der Boden aus solchen Spekulationen raus.

Wir wissen, dass Stefanie zumindest bis zum Sommer 1906 in seinen Gedanken blieb, als Adolf Wien zum ersten Mal besuchte; er erwähnte sie – unter dem Codenamen „Benkieser“ – in einer Postkarte an seinen Freund August Kubizek.

Als Hitler schließlich ca. vier Wochen später nach Linz zurückkehrte, war er melancholisch und depressiv, und manchmal wanderte er alleine in der Stadt herum. Er schien in Konflikten über die Richtung seines Lebens zu sein, und für ein paar Wochen war Gustl nicht in der Lage, seinem Freund zu helfen. Auch der erneute Anblick Stefanie versäumte, eine schnelle Heilung zu bewirken, denn Adolf schien letztendlich ein Quantum der Realität zu akzeptieren. Er sagte Gustl: „Wenn ich mich Stefanie und ihre Mutter vorstellen wollte, würde ich ihnen sagen müssen, was ich bin, was ich habe und was ich will. Dies würde unsere Beziehungen abrupt zu einem Ende bringen.“

Das Jahr 1907 war überschattet – was die Familie angeht – von Klara Hitlers, Adolfs Mutter, Leiden an Brustkrebs. Sie starb am 21. Dezember und nachdem alle folgenden Angelegenheiten erledigt waren, verließ Adolf Linz im Februar 1908 um in Wien zu leben. Seine eventuellen Beziehungen zu Stefanie danach sind in den Nebeln der Zeit verloren.


(© John Vincent Palatine 2015/19)

Aufrufe: 1096